Juni 2019 – alte und neue Erkenntnisse beim Kreuzbandriss

Alte und neue Erkenntnisse in Sachen Kreuzbandriss

Die Kreuzbandverletzung ist die häufigste Verletzung im Kniegelenk. Für die weitere Prognose sind die exakte Diagnostik, eine individuelle Entscheidung über die Verletzungsversorgung und eine adäquate Rehabilitation entscheidend.

Bei der Diagnostik der Vorderen Kreuzband-Ruptur muss vor allem der funktionelle Status beurteilt werden. Die wichtigsten Tests sind der Lachmann-Test und Pivot-Shift-Test. Wichtig für den Untersucher ist, dass er erkennt, ob es sich um eine vollständige Ruptur handelt oder nur Teilanrisse des Bandes vorhanden sind. Nur auf Basis dieser Diagnose kann weiter über eine konservative Therapie oder ein OP-Verfahren entschieden werden.

Nur bei stabilen Teilrupturen ist eine konservative Therapie sinnvoll. Ein interdisziplinäres Setting muss dabei den Patienten begleiten. Allgemein ist das Ergebnis bei einer Operation in Bezug auf die Gelenkstabilität besser. Patienten, die sich gegen eine Operation entscheiden, sollten deshalb engmaschig kontrolliert werden und sich gegebenenfalls doch noch operieren lassen. Eine Rückkehr zur sportlichen Aktivität ist bei verbliebener Instabilität eingeschränkt.

Ob und wie operiert wird, hängt vom subjektiven Instabilitätsgefühl mit „giving ways“ ab, heißt, wie hoch empfindet der Patient den Kontrollverlust im Knie. Des Weiteren spielen Alter, sportlicher Anspruch und intraartikuläre Begleitverletzungen eine Rolle. Bei letzterem wird immer eine gleichzeitige Operation aller Strukturen vorgeschlagen, da hier die Heilungsprognosen signifikant höher sind.

Der häufigste Eingriff ist in Deutschland der VKB-Ersatz mit vorwiegend körpereignem Sehnenmaterial. Sehnenlieferanten sind dabei der Semitendinosus, Gracilis und Quadriceps. Neuere OP-Verfahren richten sich nach der Zwei-Bündel-Struktur. Hierbei werden anteriomediale und posterolaterale VKB-Bündel getrennt angelegt. Nach aktuellen Studien ist aber kein Vorteil zu erkennen.

Bei kreuzbanderhaltenden Techniken scheint der Erfolg stark von der frühzeitigen Versorgung abzuhängen. Der Eingriff sollte unbedingt innerhalb von drei Wochen stattfinden. Bewährt hat sich laut Dr. Gerd Rauch von der orthopädisch-chirurgischen Gemeinschaftspraxis und Praxisklinik in Kassel ein minimalinvasives Verfahren bei vor allem älteren Patienten. Hochaktive junge Personen weisen dabei eine hohe Rerupturrate auf.

Entgegen früherer Ansichten ist auch bei Kinder und Jugendlichen eine Operation sinnvoll, da die Instabilitätsfolgen weitreichend sind. Das Risiko einer Wachstumsfugenverletzung ist gering. Goldstandard ist die fugenkreuzende OP-Technik mit reinen Weichteilimplantaten. Risikofaktoren bei einer Ersatzplastik sind die Gelenkinfektion, die postoperative Bewegungseinschränkung, Gonarthrose, eine Reruptur sowie ein chronisches Transplantatversagen.

Die adäquate Rehabilitation hat eine Schlüsselfunktion für die Stabilität im Kniegelenk und die Rückkehr zum Sport. Die Aufgabe besteht in der Herstellung der Beweglichkeit, Propriozeption, Muskelkraft und Reintegration des Kniegelenks bei komplexen und sportartspezifischen Bewegungsabläufen. Unbedingt sind in der Frühphase die Heilungszeiträume zu beachten, und zwar sowohl vom Transplantat als auch die Erholung von Trauma und Operation. Die Verwendung einer Orthese ist nicht zwingend notwendig, kann aber vor Stürzen und Überlastungen schützen. Eine Rückkehr zum Wettkampfsport ist bei Profis meist erst nach neuen Monaten, bei Amateuren ab zwölf Monaten sinnvoll. Mit sechs Monaten ist es noch zu früh!

Zusammenfassend ist zu sagen, dass für gewöhnlich eine Operation des Kreuzbandes zu mehr Stabilität führt und dadurch zu weniger Sekundärschäden. Das gilt auch für Kinder. Trotzdem kann auch bei verfeinerten Verfahren die Arthrose nicht immer verhindert werden. Das Ergebnis bei Kreuzbandplastik steht und fällt mit einer professionellen und adäquaten Nachbehandlung.

Quelle: physio.de

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