Versorgungsbedarfe statt reiner Mengenbetrachtung bei der Heilmittelversorgung berücksichtigen!
Die TAL-gGmbH hat erneut eine aufschlussreichen Analyse veröffentlicht. Herangezogen wurden die GKV-HIS Bundesberichte von 2004 bis 2018.
Bei der Betrachtung der Heilmittelbehandlungen je 1.000 Versicherte fällt auf, daß in allen Altersgruppen unter 80 Jahren die Anwendungszahlen zuletzt rückläufig waren. Bei der Gruppe der Ü-80 jedoch war diese Trendwende nicht zu erkennen. Nicht nur dass der Anteil dieser Altersgruppe in der Bevölkerung dauerhaft zunimmt, sie hat auch mit neun bis zehn Behandlungen pro Versicherten den mit Abstand höchsten Behandlungsbedarf.
Diese Zahlen spiegeln sich auch in der ärztlichen Versorgung wieder. Und sowohl in der ärztlichen als auch in der stationären Versorgung wird ganz selbstverständlich häufig von Versorgungsbedarf oder -gerechtigkeit gesprochen. Die demografische Entwicklung müsse sich natürlich auch in einer geänderten Bedarfsplanung wiederfinden, heißt es immer wieder.
Im Bereich der Heilmittelversorgung fallen in diesem Zusammenhang eher Worte wie Kostensteigerung oder Mengenausweitung. Das Mittel der Wahl ist hier nicht die Anpassung des Therapieangebotes an steigende Patientenzahlen und höhere Behandlungsintensität. Hier werden als Reaktion von GKV-Seite sofort verschiedene Hebel der Mengensteuerung gezogen. Dies zeigt die unterschiedliche Würdigung desselben Phänomens.
Der Bedarf an intensiverer Heilmittelversorgung im zunehmenden Alter wird auch noch anhand anderer Daten deutlich. Als Beispiel werden die Zahlen für KG-Neuro angeführt. Während bei Kindern von 2004 bis 2018 die Anzahl der Behandlungen um 16% auf 3,5 Mio. sanken, stiegen sie bei den Erwachsenen um 107% auf 24,4 Mio. Auch die Zahl der Hausbesuche hat sich in dieser Zeit auf 52 Mio. fast verdoppelt.
Als Fazit empfehlen die Analysten der TAL-gGmbH ein Umdenken bei der Bewertung des Versorgungsgeschehens in der Heilmittelversorgung. Es müsse dringend hingehen zu einer qualitätsorientierten Patientenversorgung, die in allen Bereichen, also auch bei den Heilmittelerbringern, den Bedarf in den Diskussionsmittelpunkt stellt. Die Mengendiskussion solle lieber der Betrachtung der Behandlungsqualität, der Erreichbarkeit der jeweiligen Leistungen sowie deren sinnvoller Evidenz weichen.
Quelle: physio.de